Innere Barrieren für Nachhaltigkeit verstehen und überwinden
Egal ob in Teams, Organisationen oder der Gesellschaft als Ganzes, Wandel beginnt immer beim Einzelnen. Damit eine Einzelperson aber bereit ist, sich zu ändern, müssen erst gewisse Abwehrmechanismen „ausgeschaltet“ werden. Abwehrmechanismen sind etwa dafür zuständig, unser psychisches Gleichgewicht zu wahren und unser Leben einfach zu machen. Eine alte Gewohnheit oder ein Muster zu ändern, erfordert nun eine entsprechende Zusatzleistung, weshalb wir solche Veränderungsschritte nicht gerne unternehmen. Selbst dann nicht, wenn der Hut schon gewaltig brennt!
Du kennst das vielleicht von medizinischen Studien zu Lungenkrebs, wo sich schwerkranke Patient:innen trotz ihrer Diagnose nicht durchringen können, mit dem Rauchen aufzuhören. Die Nachricht vom bevorstehenden Tod reicht nicht, ein altes und schädliches Muster aufzulösen. Und somit wird es auch nicht reichen, den Klimakollaps zu beschwören, damit sich unsere Gesellschaft willentlich in Richtung Regeneration bewegt. Ebenso wenig wird es reichen, die Leute nur mit positiven Utopien zum Besseren zu bewegen. Beides ist wichtig, aber eben nicht genug. Was fehlt uns dann noch am Weg in eine neue Ära?
Die Psychologie des Wandels
Ein wichtiger und oft vergessener Baustein ist das Verständnis für die psychologischen Barrieren des Wandels. Dazu gehören etwa:
- Liebgewonnene Gewohnheiten & Routinen
- Kurzfristige Bedürfniserfüllung statt Langzeitperspektive
- Die Angst vor Veränderung & dem Unbekannten
- Ohnmacht und Resignation
- Fehlende Selbstwirksamkeitsüberzeugung
- Fehlende Visionskraft
- Mangelnde Fähigkeit zur Selbstreflexion
- Soziale Normen & Gesellschaftlicher Druck (Leistung, Erfolg, Prestige, etc.)
Aufrichtige Selbstreflexion und emotionale Kompetenz sind die essenziellen Schlüssel, um diese Barrieren zu überwinden. Durch das Hinterfragen eigener Überzeugungen, Muster und Verhaltensweisen können wir tiefgreifende Einsichten gewinnen. Der Blick in unser Inneres hilft uns, unerwünschte Muster zu erkennen und aktiv zu verändern. Emotionale Kompetenzen wiederum erlauben uns, Ängste und Widerstände achtsam zu adressieren und aufzulösen.
Wandel am eigenen Leib
Natürlich ist das alles einfacher gesagt als getan. Innere Veränderungsprozesse sind naturgemäß nicht „everyones darling“. Wir – Julia und Stefan – können ein Lied davon singen! Über 10 Jahre waren wir bereits in der Nachhaltigkeit aktiv. 10 Jahre, in denen wir einiges erreicht haben und dennoch stets das Gefühl hatten, dass zu wenig weitergeht und auch wir unser Potenzial noch viel zu wenig ausschöpfen. Trotzdem haben wir weitergemacht wie zuvor. Die klassische Nachhaltigkeitsarbeit war halt mittlerweile bekannt, gut einstudiert und weitgehend bequem. Etwas ganz Neues zu probieren war unbequem. Es fühlte sich sogar gefährlich an!
Was würden andere über uns sagen, wenn wir plötzlich von „innerer Nachhaltigkeit“ sprechen? Was passiert, wenn wir als „Die Zukunftsalchemisten“ belächelt oder abgelehnt werden? Und was, wenn wir der Bewusstseinsarbeit, die wir leisten wollen, gar nicht gewachsen sind? Zum Glück hatten wir über die Jahre hinweg schon viel Erfahrung mit innerer Arbeit gemacht – und so wurde das Verharren im Alten irgendwann schmerzlicher als die Angst vor dem Neuen.
Wandel steckt an
Jetzt wirst du dir womöglich denken, dass innere Arbeit bei Change Makern sicher sinnvoll sein kann, aber ein Team oder gar die Gesellschaft ändert das noch lange nicht. Jain! Natürlich wird nicht jede Österreicher:in in einen jahrelangen Selbstreflexionsprozess gehen und ihre Veränderungsängste in tiefer Meditation oder Schattenarbeit zu lösen versuchen. Muss sie auch nicht! Es reicht, wenn wir als Zukunftsgestalter:innen das tun – und unsere Mitmenschen dann so weit in Empathie begleiten, wie es die angestrebte Veränderung notwendig macht.
Viktor Frankl meinte einst, dass man Werte nicht lehren, sondern nur vorleben kann. Beim Thema Veränderung ist das ähnlich. Auch wir Zukunftspionier:innen müssen Veränderung vorleben; müssen zeigen, dass auch wir nicht perfekt sind – und dass auch wir jederzeit bereit sind, uns selbst in Frage zu stellen, zu reflektieren und zu ändern. Wer mit solch einer Haltung nach Außen geht, dem wird sein Team und Umfeld viel leichter folgen, als wenn er oder sie von allen anderen Veränderung fordert, sich aber selbst dagegen sträubt.
Von der individuellen zur kollektiven Transformation
Wenn wir uns ernsthaft auf den Weg in eine nachhaltige Zukunft machen wollen, müssen wir die psychologischen Barrieren in uns erkennen und überwinden. Es liegt an jedem Einzelnen, mit alten Gewohnheiten zu brechen. Neue Werte vorzuleben. Über tiefere Ängste hinauszuwachsen. Einer höheren Vision zu folgen. Oder vielleicht auch mal das eigene Ego beiseitezuschieben.
Indem wir aktiv an unserer inneren Entwicklung arbeiten, reifen wir nicht nur persönlich, sondern inspirieren auch andere dazu, es uns gleichzutun. Und letztendlich ist es die Summe der individuellen Transformationen, die den Wandel auf kollektiver Ebene vorantreibt und uns in Richtung einer nachhaltigen Zukunft führt.